Sunday, October 3, 2010

Erinnerung an eine Wolke

Der Schriftsteller Lars Gustafsson erinnert sich an eine Wolke vom 4. Juli 1953, die zu einem Hagelunwetter führte:
"...warum diese unerhörte Energieentwicklung, warum dieser Hagel, der von extremen Aufwärtsströmen immer wieder in eisbildende Höhen gehoben wird, so dass sich das Eis Schicht um Schicht anlagert? Warum entwickeln sich nicht alle Regenfronten so? Warum sind manche Lieben anders als andere?"

13 comments:

Hans von Storch said...

Und was ist mit Agneta?

Werner Krauss said...

Hans, gute Frage. Agneta hätte es wahrscheinlich geahnt, dass es manche Lieben verhagelt. Aber hätte man auf sie gehört?

Hans von Storch said...

Sie hätte es geahnt.

Werner Krauss said...

Lars Gustafsson (1993) in "Die Sache mit dem Hund" über Padre Island, Texas:
"Die chemischen Industrien entlang der Küste, die es noch nicht gab, als ich ein Hippie war und zusammen mit Mitstudenten und Freundinnen Marihuana rauchte, verschandeln die Gegend. Große Haufen von braunem Tang werden an den Stränden angeschwemmt, und man kommt mit dem Wegräumen nicht nach. Es heißt, das habe mit der Erwärmung der Stratosphäre zu tun. Treibhauseffekt, so heißt das. Neben dem Cholesterin ist der Treibhauseffekt im Jahre 1990 das Thema, über das die Zeitungen am meisten schreiben. Der Treibhauseffekt ist ein anderer Name, den sie für den Tod gefunden zu haben glauben."

Werner Krauss said...

this post is from ANONYMOUS - I copied and pasted it from the above post, because it fits better here (W. Krauss):

Zwischendurch -- auch in Anlehnung an

http://klimazwiebel.blogspot.com/2010/10/erinnerung-eine-wolke.html --

sei mir vielleicht erlaubt, etwas zu zitieren (Falls meine folgenden Zitate als "zu ausführlich" oder "zu off topic" empfunden werden sollten, dann können sie hier bitte partiell oder auch komplett gelöscht werden.):

Karl Ludwig von Knebel schreibt in einer Mail vom 13. März 1807 an Johann Wolfgang Goethe:

Ich erinnere mich, daß zur Zeit als ich in Potsdam gewesen — es ist schon ein Weilchen her — viel Redens war, daß man, auch ohne alle weitere musikalische Kenntniß, blos durch Rechnung und Kalkul ein musikalisches Stück komponiren könne; und ich erinnere mich noch, daß der treffliche Cochius mir selbst dergleichen vorgespiegelt hat. Zu dergleichen kalten Spaßen ist das deutsche Genie aufgelegt, und unsre großen Dichter haben größtentheils damit aufgehört. Ietzt fängt man damit an, und es ist vielleicht gut, daß die Deutschen, die eben keine große politische Rechenmeister zu seyn scheinen, wenigstens in der Kunst sich so zeigen.

Der absurde Albert Camus (den genauso wie den existentialistischen Jean-Paul Sartre zumindest auch etwas mit Meteorologie verband) schreibt in Der Mythos des Sisyphos (1965; übersetzt von Vincent von Wroblewsky; Rowohlt-Verlag 2010, S. 31f. (unsere Auslassungsklammern)):

Es gibt auch Bäume, ich kenne ihre runzlige Rinde, und Wasser, ich koste dessen Geschmack. [...] Trotzdem gibt mir alles Wissen über diese Erde nichts, was mich sicher sein ließe, daß diese Welt mir gehört. Ihr beschreibt sie mir, und ihr lehrt mich, sie zu klassifizieren. Ihr zählt ihre Gesetze auf, und in meinem Wissensdurst halte ich sie für wahr. Ihr zerlegt ihren Mechanismus, und meine Hoffnung wächst. Schließlich lehrt ihr mich, dieses blendende und bunte Universum lasse sich auf das Atom zurückführen und das Atom wieder auf das Elektron. Das ist alles sehr schön, und ich warte daß ihr fortfahrt. Doch ihr erzählt mir von einem unsichtbaren Planetensystem [...]. Ihr erklärt mir die Welt mit einem Bild. Jetzt merke ich, daß ihr bei der Poesie gelandet seid: nie werde ich wirklich etwas wissen. Habe ich etwa Zeit, darüber entrüstet zu sein? Ihr seid schon wieder bei einer anderen Theorie. So läuft diese Wissenschaft, die mich alles lehren sollte, schließlich auf eine Hypothese hinaus, die Klarheit versinkt in einer Metapher, die Ungewissheit löst sich in einem Kunstwerk auf. [...] Ich begreife: gewiß kann ich die Erscheinungen wissenschaftlich fassen und aufzählen, doch kann ich damit noch nicht die Welt ergreifen. Wenn ich ihre ganze Oberfläche mit dem Finger abtastete, wüßte ich auch nicht mehr von ihr. Und ihr lasst mich wählen zwischen einer Beschreibung, die sicher ist, mich aber nichts lehrt, und Hypothesen, die mich angeblich etwas lehren, aber keineswegs sicher sind. (Vgl. Tagebücher, Herbst 1938, Camus' Bemerkungen über die Meteorologie, a.a.O. S. 95 und 99.)

Ich wollte mich nicht entscheiden, welchen Namen ich zur Unterzeichnung meines ersten Beitrags hier wählen könnte... Ich denke, dass ich vielmehr namenlos bleiben möchte. Danke!

Anonymous said...
This comment has been removed by a blog administrator.
Anonymous said...
This comment has been removed by a blog administrator.
Anonymous said...
This comment has been removed by a blog administrator.
Anonymous said...

Dear Werner Krauss,

(Not the best start. Please (all of you) excuse me for my poor english skills (especially in writing).)

your displacement of my blog post (cf. above, comment #5) - "signed" by me with "namenlos" - (originally published as my comment on von Storch's following post: Still no reaction to Richard Tol's assertion about incorrect statements by Edenhofer in ZDF) to this/your topic is OK for me (although I am not entirely happy about that moving and apart from the facts that your transfer of that comment is not consistent in consideration of the actual blog titles (here) and that my citations were italicized).

@all: Addendum to my two citations (of which each deal indeed with some kind of poetry (cf. "Dichter") or art ("Kunst")):

One of the mistakes of me was that Goethe has been - of course - ennobled (to "von Goethe") long time before that conversation with Knebel (who mentioned in particular - already 200 years ago - "politische Rechenmeister", apparently those out of Potsdam (see above)).

Knebel's letter also includes certain memories which can raise some intersting questions about possibilities in our present time: For example: In case we would have no further skills in music, would we be able anyhow, just by computation and 'kalkul', to compose a musically play ("[...] ohne alle weitere musikalische Kenntniß, blos durch Rechnung und Kalkul ein musikalisches Stück komponiren [...]")?

I add Camus' remarks on meteorology in an english language version (cf. an excerpt of The Myth of Sisyphus for example here) (our emphases):

"And here are trees and I know their gnarled surface, water and I feel its taste. [...] [H]ow shall I negate this world whose power and strength I feel? Yet all the knowledge on earth will give me nothing to assure me that this world is mine. You describe it to me and you teach me to classify it. You enumerate its laws and in my thirst for knowledge I admit that they are true. You take apart its mechanism and my hope increases. At the final stage you teach me that this wondrous and multicolored universe can be reduced to the atom and that the atom itself can be reduced to the electron. All this is good and I wait for you to continue. But you tell me of an invisible planetary system in which electrons gravitate around a nucleus. You explain this world to me with an image. I realize then that you have been reduced to poetry: I shall never know. Have I the time to become indignant? You have already changed theories. So that science that was to teach me everything ends up in a hypothesis, that lucidity founders in metaphor, that uncertainty is resolved in a work of art. What need had I of so many efforts? [...] I realize that if through science I can seize phenomena and enumerate them, I cannot, for all that, apprehend the world. Were I to trace its entire relief with my finger, I should not know any more. And you give me the choice between a description that is sure but that teaches me nothing and hypotheses that claim to teach men but that are not sure."

For completion: To our german excerpt (above) of Camus' essay Der Mythos des Sisyphos: The 12th edition of the publisher Rowohlt (2010) refers to Camus: Tagebücher 1935-1951, Reinbek bei Hamburg 1997, S. 95 und 99.

namenlos

Anonymous said...

Der 1929 mit einem Nobelpreis ausgezeichnete Roman Die Buddenbrooks von Thomas Mann endet in der Tragödie des Ruins und Zerfalls der etablierten Buddenbrookschen Kaufmann-Dynastie, nachdem das politisch ambitionierte Familienoberhaupt schließlich auch einmal in ein risikoreiches Geschäft -- hinsichtlich eines zukünftigen Erntertrags -- einstieg, das durch einen sich daraufhin ereignenden Hageleinschlag katastrophal zunichte gemacht wird.

(Nebenbei: Ich habe mehrmals versucht, hier einen neuen Blog-Kommentar zu senden, zu dem bei mir jedoch während der Übermittlung eine Browser-Meldung folgte: Requested URI too long... . Wenn ich momentan aber im Klimazwiebel-Blog rechts unter Recent Comments gucke, erscheint mein Kommentar zwar dort ("Anonymous wrote... Dear Werner Krauss, (Not the best start...."), er wird aber nicht, wenn ich diese Seite aufrufe, angezeigt. Ist das Nicht-Erscheinen Absicht, oder konnte -- was ich befürchte -- mein Kommentar aus technischen Gründen nicht veröffentlicht werden?)

namenlos

Werner Krauss said...

Vielen Dank für das Beispiel mit den Buddenbrooks, denen es die Ernte verhagelt hat. Der Hagel hat damit auch eine Dynastie und eine Epoche zu Ende gebracht.Seltsame Parallele von Wetter und Risiko - bei Thomas Mann bsteht da ja, soweit ich mich erinnere, kein kausaler Zusammenhang (Hagel als Strafe für Risiko). Vielmehr dumm gelaufen, dass es so zusammenkommt.

(Sorry für die technischen Schwierigkeiten. Ich weiß nicht was da los ist. Die 'too long' Meldung kann man normalerweise übersehen. ich hoffe, Eduardo weiß Rat, ich schreib ihm gleich mal.)

eduardo said...

@10,

Lieber namelos oder liebe Namenlosin :-),

blogger hat vor ca. 2 Monaten einen Spamfilter eingeführt. Die Inhaber des Hauses werden natürlich nicht benachrichtigt, auch nicht dann, wenn ein Kommentar am Spinnegewe hängen bleibt. Man muss extra ins Spam-Archiv schauen. Zuerst hatte unser 'Mann aus Seville' Herr Hoffmann, damit Probleme, und nun offensichtlich sind Sie dran. Es tut uns leid, es ist nicht beabsichtigt. Falls es noch mal passieren sollte, bitte, eine email an mich. ich kümmere mich so bald wie möglich darum.

Anonymous said...

@Werner Krauss:

Gerne und auch Danke für das Feedback! Die öffentlich rechtlichen Sender Deutschlands können hin und wieder übrigens einen annehmbaren ersten Zugang ermöglichen (Kerstin Hilt: "Die 'Buddenbrooks' - Dichtung und Wahrheit, 08.07.2009) (unsere Klammeranmerkung):

"Mit einem neumodischen Spekulationsgeschäft reitet er [er=das Firmen-/Familienoberhaupt] sich noch tiefer ins Unglück: Er kauft eine erst im Wachsen begriffene Getreideernte zum halben Preis. Als Hagel das Feld zerstört, geht er leer aus. Die alte Maxime der Buddenbrooks - 'Sey mit Lust bey den Geschäften am Tage, aber mache nur solche, daß wir bey Nacht ruhig schlafen können' - hat er verletzt und sieht den Verlust am Ende als gerechte Strafe. Sein Versuch, mit der Zeit zu gehen, auf Risiko zu spielen, hat die traditionsreiche Firma ruiniert."

@eduardo and all:

Danke vielmals! Gegenwärtig wird mein Kommentar sogar gleich vier Mal untereinander wiedergegeben. Dafür entschuldige ich mich. Streichen Sie eventuell bitte noch die ersten drei meiner Wiederholungen.

Ich bedanke mich auch für die Transparenz in diesem Punkt.

Im Zusammenhang mit (zum Teil fatalen) Spamfiltern erinnere ich mich an das Seebeben im Indischen Ozean 2004: Tsunami warning hits the spam barrier.

namenlos